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32. Ausgabe / Mai 2013

Hallo, Ihr Lieben!

Mit unserer Familiengeschichte ist es wie mit einem Puzzlespiel. Jedes Teilchen mehr, vervollständigt das Gesamtbild. Deshalb freuen wir uns diesmal ganz besonders, Euch ein Stück Familiengeschichte von vor über 400 Jahren vorstellen zu können.
Eine uralte Urkunde aus dem Gerichtsbuch von Vielau gewährt uns dazu einen Blick ins 16. Jahrhundert! Unser Urahn Andreas Sarfert kaufte sich in Vielau ein Gut, heiratete und hatte sich von da ab auch um die minderjährigen Kinder zu kümmern, die seine Frau mit in die Ehe brachte. Wir erfahren, was damals üblich war. Kinder hatten im Alter von 12 Jahren das Elternhaus zu verlassen und mussten sich von da ab selbst um ihren Lebensunterhalt kümmern. Heute kaum vorstellbar, es ging um das tägliche Überleben, wo Hunger und Not auf der Tagesordnung standen!
Geschockt wurden wir auch von der Nachricht, dass ein Großbrand die ehemalige Sarfert-Villa in Werdau 2011 fast vernichtet hätte. Dort waren wir anlässlich unseres 1. Familientreffens zu Gast. Gut, dass die Stadt den Abriss verhinderte und der Wiederaufbau beschlossen wurde.
Es lohnt sich also immer wieder nach Sachsen zu fahren, auf den Spuren unserer Vorfahren zu wandeln, um es dann zu berichten. Anregungen nehmen wir gern entgegen.
Wir wünschen Euch einen schönen Sommer!



Ein ganz besonderes Schriftstück hatte Frau Wermes vom Staatsarchiv Leipzig dabei, als sie anlässlich unseres 6. Familientreffens im August letzten Jahres in Leipzig einen Vortrag über Genealogie hielt. Ganz zum Schluss ihrer interessanten Ausführungen überreichte sie uns mehrere Farbkopien für unser Familienarchiv. Es sind Ablichtungen von Seiten aus dem Vielauer Gerichtsbuch von 1560 � 1587. In diesem Buch bewahrte die Gemeinde alle relevanten Urkunden auf, die insbesondere für Eigentumsnachweise von größter Wichtigkeit waren. Glücklicherweise hat dieses Buch die Zeiten überdauert und befindet sich nun im Original im Staatsarchiv in Leipzig.
Ein erster Blick auf die Seiten weckte nur allseitiges Erstaunen. Keiner von uns war auch nur ansatzweise in der Lage, die alte Schrift zu lesen bzw. zu deuten. Frau Wermes wusste zu berichten, dass es sich hierbei um einen Gutsverkauf von 1577 handelte. In Vielau lebte einst der Bauer Peter Gruner. Als dieser starb, heiratete seine Witwe Ursula, Tochter des Sebastian Hahns, den Bauerssohn Andreas Sarfert (2) aus Vielau. Dieser Andreß Scharfell (damals Scharffell, Scharfeld, Sarfeld und Scharfert geschrieben) übernahm käuflich das Gut von dem Verstorbenen. Mehr dazu auf den folgenden Seiten...


Die Lebensweise vergangener Geschlechter vermögen wir uns nicht so leicht vorzustellen. Der anspruchslosen Ausstattung des Hauses entsprach die ganze, bescheidene Lebensstellung. Will man sich eine leidlich richtige Anschauung bilden, so ist das sicherste Hilfsmittel der Einblick in alte Kauf- und Erbakten, so schrieb es 1924 der Bockwaer Pfarrer Klotz. Dieser machte sich die Mühe, die alten Schriften zu verstehen. Er hatte das Talent, damit umgehen zu können.
Auch das alte Vielauer Gerichtsbuch von 1560 � 1587 hielt der Pfarrer in seinen Händen und stieß dabei auf die Kaufurkunde des Andreas Sarfert (2) vom 9.12.1577. Dieser erwarb nicht nur das Gut des verstorbenen Peter Gruhner für 430 Gulden, was im Detail aus dieser Urkunde hervorgeht, sondern gab auch der Witwe Ursula, eine Tochter des Sebastian Hahn aus Vielau, wieder eine Zukunft, indem er sie heiratete.
Zu dieser Zeit war die Familie Sarfert noch in Vielau beheimatet. Erst Christoph Sarfert (7), ein Enkel des vorgenannten Andreas, siedelte dann 1646 in Bockwa. (siehe auch DSB Ausgabe Nr. 27).

Leider ist nicht angegeben, wie groß das Gut genau war.
Der Kaufpreis. betrug 430 Gulden; ein stattlicher Betrag, von dem aber nicht viel übrig blieb, denn das Gut war völlig verschuldet. Einzelne dieser Schuldposten werfen ein bezeichnendes Licht auf die dürftige Lage.
Die Schulden 43 Gulden hat �Pastel Han�, der Großvater, zu fordern, 10 Gulden der andere Großvater, der alte Hans Gruner; 21 ½ Gulden des alter Gruners Sohn Christof Gruner; 7 Gulden dem Urban Tröger, gelie-henes Geld; 2½ Taler �dem Erbherrn sein Habern� usw.; sogar der Knecht hat noch 2 Gulden und 12 Groschen zu bekommen, die Magd noch 1 Gulden 7 Groschen; 5 Gulden 10 Groschen stehen dem älteren Endreß Sarffeldt (1) zu, 5 Gulden �dem Enders Sarffeldt (2) dem Stiefvater�; 7 Gulden 1 Groschen fordert Paul Tröger für einen Wagen, 2 Taler Georg Joachim für 4 Siebmaß Gerste; außerdem sind 16 Groschen Kuhzins zu entrichten und 3 Gulden...



In der Freien Presse Werdau wurde schon einen Tag später ausführlich über dieses Unglück berichtet. Der gesamteInnenbereich des früheren Wohnhauses des Fabrikanten Dr. Ernst Georg Sarfert (G-358) und seiner Familie wurde durch das Feuer erheblich zerstört, so dass ein kompletter Abriss unvermeidbar schien. Dennoch beschloss die Stadt den Wiederaufbau. Die Kosten sollen sich auf bis zu 3. Mio. Euro belaufen. Seit 1974 ist das Gebäude Sitz der Volkssolidarität.
Uns war die ehemalige Villa in der heutigen Holzstraße noch in guter Erinnerung. Dort feierten wir im August 1998 das 1. Sarfert Familientreffen, zu dem mehr als 100 Teilnehmer kamen. Hier wurde der Grundstein für weitere Treffen dieser Art gelegt. Inzwischen fanden wir uns in ähnlich großen Runden bereits das 6. Mal in Sachsen ein; zuletzt 2012 in Leipzig.
Auf das zerstörte Gebäude machte uns Uwe Reinhold, Eigentümer des Hotels Katharinenhof aus Werdau, aufmerksam. Der Ingenieur bekam die Bauleitung für den Wiederaufbau. Er zeigte uns am 1. Advent 2012 die Baustelle, an der die Aufbauarbeiten im vollen Gange waren. Das Dach wurde bereits ersetzt, ebenso die Fenster und Türen. Auch werden das Treppenhaus und die Stuckdecken neu hergerichtet.
Viele Erinnerungen wurden bei der Begehung der brandzerstörten Räume geweckt. Dabei richtete Uwe Reinhold auch Grüße an alle Sarferts, ganz besonders natürlich an die 101jähr. Eva Schreiegg (G-503), Tochter des früheren Besitzers, die beim 1. Treffen dabei war und in diesem Haus ihre Kindheit verbrachte. Bis heute konnte die Polizei die Brandursache leider nicht aufklären.