3. Sarfert Radtour - entlang der Saale:
Nach 2002 ging ich mit meinem Schwager Horst Kremmeicke 2004 ein weiteres Mal auf Radtour. Der bis dahin verregnete Sommer ließ auf einmal ein paar schöne Tage erwarten, deshalb machten wir uns am Freitag, den 23. Juli 2004, spontan auf den Weg. Gut eine Stunde brauchten wir für die 23 km von Brome nach Oebisfelde. Dort nahmen wir den Zug nach Magdeburg. Die Fahrkartenautomaten am Bahnhof und in der Regionalbahn wollten unser Geld nicht annehmen, so saßen wir gezwungener Maßen ohne Fahrkarte im Zug nach Magdeburg. Doch wir hatten Glück - es wurde nicht kontrolliert. In Magdeburg nahm uns der schon von weitem sichtbare Dom in Empfang. Von dort führte uns der Weg auf die Elbinsel Rotehorn. Dann fuhren wir entlang des Elbradwanderweges über Schönebeck nach Barby. Dort mündet die Saale in die Elbe. Bei herrlichem Sonnenschein genossen wir das Zusammentreffen dieser beiden großartigen Flüsse. Ab hier sollte uns der Saale-Radwanderweg bis nach Saalfeld in Thüringen bringen. Nach der Karte war er leicht zu finden, doch das täuschte gewaltig. Die anfangs nur schlechte Feldwegstrecke entwickelte sich immer mehr zu einer kaum befahrbaren Graslandschaft. Doch ehrgeizig fuhren wir immer tiefer in die Weiten der Saaleauen. Die Sonne brannte ununterbrochen und auf einmal waren auch unsere Wasservorräte aufgebraucht. Das waren nun unsere ersten Erfahrungen mit der Saale. Ein Fluss mit vielen Windungen in seiner ursprünglichsten Form. Erlösend sahen wir dann einen kleinen Ort vor uns. Immer schneller schoben wir unsere Räder durch das hohe Gras. Wir hofften, dort wieder auf einen richtigen Weg zu treffen. Doch diesen versperrte uns wieder einmal der Fluss. Es gab keine Brücke oder Fähre zum anderen Flussufer. Enttäuschend zogen wir weiter. Glücklich waren wir erst, als uns ein Fährmann nach Calbe übergesetzt hatte und wir dort unseren Wasservorrat auftanken konnten. Im "Hotel zur Altstadt" nahmen wir um 18.30 Quartier. An diesem Tage fuhren wir insgesamt 83 km. Im Hotel gab es ein frisch gezapftes Bier von Heike Fritze. Es schmeckte uns besonders gut nach diesem aufregenden Tag. Auch der Koch Torsten Specht war sehr um uns bemüht und servierte ein besonders großes Schnitzel mit Pfifferlingen. Dann holte uns eine tiefe Müdigkeit schon vor 22.00 Uhr ins Bett.

Am Samstag, 24.07. um 7.30 Uhr, verließen wir Calbe/Saale Richtung Bernburg. Bernburg kannte ich noch aus der Zeit vor Fertigstellung der Autobahn A 14. Manchmal brauchte man auf der B71 eine Stunde, um durch diesen Ort zu kommen. Auch an diesem Tag machte Bernburg sein Spiel mit uns. In der Stadt kamen wir vom Radweg ab, da die Hinweisschilder fehlten. Dann glaubten wir, den richtigen Weg wiedergefunden zu haben, um nach fast zwei Stunden Fahrt festzustellen, dass wir wieder kurz vor Calbe standen. Wir waren in die falsche Richtung gefahren und hatten es nicht bemerkt. Die Saaleströmung war häufig so gering, dass man einfach nicht wusste, in welche Richtung der Strom floss - das war unsere Entschuldigung für diese Panne. Dennoch ließen wir uns nicht entmutigen und fuhren weiter. Die Strecke nach Halle fuhren wir auf der Hauptstrasse und hatten dadurch einen Zeitgewinn. Um 14.00 Uhr erreichten wir diese schöne Stadt und ließen uns vom Markttreiben im Zentrum beeindrucken. Weiter ging es dann bis Merseburg. Hier besuchten wir das Luftfahrt- und Technikmuseum, welches sich auf einem ehemaligen Flugplatz aus der Zeit des Dritten Reiches befand. Höhepunkt war ein Gespräch mit einem 80jährigen Flieger, der im II. Weltkrieg über Russland abgeschossen wurde und viele Jahre in russischer Gefangenschaft bleiben musste. Unser Hotel fanden wir in Nähe der beeindruckenden Schlossanlage aus deutscher Spätrenaissance. Das mehrtürmige Dom-Schlossensemble ist auch das Wahrzeichen der Stadt. Im Radisson SAS-Hotel bat man uns, mit den Rädern entlang des "roten Teppichs" bis zur Rezeption zu fahren, damit sie von dort unter Verschluss genommen werden konnten. Von dieser Freundlichkeit zu abgekämpften Radfahrern waren wir begeistert und ließen den Abend bei ein paar Bieren an der Hotelbar ausklingen. 97 km waren wir an diesem zweiten Tag gefahren.

Am Sonntag, 25.07., nach dem Frühstück verließen wir Merseburg. Der Radweg verlief nun in Sichtweite der Leunawerke. Man roch die Chemie. In Bad Dürrenberg machten wir an Europas größtem Gradierwerk halt. Ein Zeugnis alter Salinetradition. Aus mehr als 200 Metern Tiefe wird hier die Sohle gefördert, um bis in die Sechsziger Jahre daraus Salz zu gewinnen. Nun dient das Inhalieren der salzhaltigen Luft ausschließlich Kurzwecken. Zur Mittagszeit erreichten wir Naumburg. Ein Städtchen mit großem Dom und schönem Marktplatz. Hier gefiel es uns sehr gut und wir ließen uns eine Eisschokolade schmecken. Die Domstadt mit tausendjähriger Geschichte ist auch bekannt als Zentrum der mitteldeutschen Burgen- und Weinregion. Noch am Abend sollten wir Gelegenheit bekommen, einen feinen trockenen Saale-Unstrut-Wein zu verköstigen. Aber noch waren wir von unserem Etappenziel Jena bzw. Kahla viele Kilometer entfernt. Dann erreichten wir Jena. Auf dem Markplatz wurde gerade ein Töpfermarkt abgehalten. Und endlich aßen wir hier unsere erste "echte Thüringer Bratwurst". Sie war nicht nur gut anzusehen, sondern schmeckte auch wirklich sehr gut. Auf den Radweg zurück brachten uns dann zwei freundliche Radfahrerinnen. Sie hatten eigentlich schon ihre sonntägliche Radtour beendet und drehten somit eine kleine Extrarunde für uns. Wir bedankten uns sehr bei den beiden Streckenhelferinnen. Um 18.30 Uhr erreichten wir die Porzellanstadt Kahla nach zurückgelegten 100 Kilometern. Glück hatten wir bei der Suche nach einer Unterkunft. Auf Grund einer Empfehlung suchten wir nach dem historischen Gasthof "Zum Stadttor". Hier fanden wir ein ganz besonderes Ambiente vor. Ein geschlossener Innenhof mit Laubengang lud den Gast förmlich zum Verweilen ein. Dem freundlichen Ehepaar Förster ist es gelungen, hier ein besonderes Zeichen der Gastlichkeit zu setzen. Das auch die Küche einige Sterne extra verdient, zeigte die Anwesenheit vieler anderer Gäste aus dem weiten Umfeld und eine Speisekarte auf einer Steinplatte, die uns auf viele Thüringer Gerichte Appetit machte. Dieses freundliche Haus kann man ausdrücklich weiterempfehlen und es würde uns sicherlich noch einmal einen Besuch wert sein. Der heimische Wein schmeckte vorzüglich und an diesem Abend hatten wir noch viele nette Gespräche, bis wir dann, etwas später als gewohnt, zu Bett gingen.

Am Montag, 26.07., erreichten wir nach 40 Kilometern gegen 12.00 Uhr unser Ziel Saalfeld. Kurz vorher begann es etwas zu regnen. Auch in Saalfeld gefiel uns der Stadtkern sehr gut. Viele Touristen waren unterwegs. Im Gasthaus zur Post ließen wir uns Gänsebrust mit Rotkraut und Thüringer Kloß schmecken. Kauften dann noch gut verpackte Thüringer Bratwurst, um sie für Marions Geburtstag mit nach Hause zu nehmen. Gegen 13.30 Uhr bestiegen wir den Zug und erreichten um 18.30 Uhr Wolfsburg, von wo wir dann noch einmal mit dem Rad das Reststück nach Brome zurücklegten.
Um 20.30 Uhr waren wir wieder zurück. Insgesamt fuhren wir etwa 360 Kilometer. Die Radtour hatte uns wieder viel Spaß bereitet und wir waren uns sicher, dass wir im nächsten Jahr erneut fahren werden.