6. Sarfert Radtour - Böhmen
Prag bis Dresden entlang der Moldau und der Elbe
vom 08. bis 15. August 2007
226 km Gesamtstrecke
7 Übernachtungen, davon 2 in Prag
Ablauf
Pkw von Brome nach Pillnitz 3 ½ Stunden
Rad von Pillnitz – Dresden/Hbhf 1 Stunde (12 km)
Bahnfahrt Dresden – Prag/Bhf Holesovice 2 ¼ Stunde
Rad Prag/Bhf Holesovice - Prag/Zentrum/Hotel Europa (5 km)
Etappen und Übernachtungen
Prag/Hotel Europa www.evropahotel.cz
Prag - Kralupy/Hotel Sport - (29 km) www.hotel.cz/hxportkpy
Kralupy - Melnik/Hotel U Rytilu - (30 km) www.urytiru.cz
Melnik - Litomerice/Hotel Salva Guarda (47 km) www.salva-guarda.cz
Litomerice - Dolni Zleb bei Decin/Hotel Piccolo (57 km)
Dolni Zleb - Pirna/Hotel Deutsches Haus (37 km) www.romantikhotels.com/pirna
Pirna - Pillnitz (9 km)
Streckenprofil und Ausschilderung
In der Stadt Prag fuhren wir nach Gefühl, da die Ausschilderung schlecht bzw. gar nicht vorhanden war. Für die erste Etappe, Prag nach Kralupy, wählten wir den offiziellen Radweg immer entlang der Moldau. Dieser verlief oberhalb der ungesicherten Kaimauer, direkt neben der Uferböschung auf einem teilweise recht abenteuerlichen Weg. Ansonsten ließ es sich gut fahren. Auf vielen Strecken war der Weg asphaltiert. Doch auch einige Steigungen waren zu meistern.
Radtourenbuch
Sehr empfehlenswert „Der Elbe-Radweg 1 von Prag noch Magdeburg“ von Bikeline.

Bericht
Von Brome starteten wir mit Pkw. Wir fuhren bis nach Pillnitz-Hosterwitz, wo wir bei Uwe und Petra Sarfert unser Auto gut parken konnten. Natürlich hatten wir unsere eigenen Räder dabei, die wir sogleich für die Böhmen Radtour aufrüsteten.
Bei schönstem Sommerwetter ging es dann endlich los. Eine Elbfähre setzte uns auf die linke Uferseite über, wo wir ein sehr schönes Stück entlang des Elbradweges, vorbei am blauen Wunder und den Elbschlössern, bis nach Dresden zum Hauptbahnhof fuhren. Ein Eurocity brachte uns und die Räder für 48,00 Euro in 2 ¼ Stunden bis nach Prag Holesovice, wo schwülwarmes Wetter uns empfing. Hier wussten wir es sehr zu schätzen, dass kein Rad über Treppen getragen werden musste! Der Weg ging mit nur leichtem Gefälle hinein in das Bahnhofsgebäude und ohne Treppen auch wieder hinaus.
Wir waren glücklich, endlich in Prag zu sein. Nun suchten wir vergeblich die Hinweisschilder auf den Radweg Nr. 2, der uns ins das etwa 5 km entfernte Zentrum führen sollte. Also fuhren wir nach Gespür, irgendwie in die Richtung Letna-Park. Von dieser Anhöhe hatten wir einen wunderschönen Blick auf die Stadt und die Sehenswürdigkeiten. Wir erkannten sogleich die Karlsbrücke und den Hradschin Nun war es nicht weiter schwer, unser Jugendstilhotel Europa am Wenzel Platz zu finden. Das Restaurant des Hotels diente seinerzeit als Vorlage für den Bau des Speisesaals der Titanic. Wir waren überrascht, dass wir unsere Fahrräder quer durch das Hotelcafe schieben sollten, um zum Stellplatz für die Räder zu gelangen. Dazu mussten wir auch durch die Damentoilette. Es war schon lustig, als mich dort eine Besucherin mit meinem Rad rangieren sah.
Obwohl das Hotel auch einen Fahrstuhl hatte, benutzen wir doch sehr häufig die Treppe, um in unser Zimmer im sechsten Stock mit einem schönem Blick auf den Wenzel Platz zu gelangen. Dieses stilvolle Haus hatte seine besten Jahre schon hinter sich. Dennoch verlor es nicht die Gunst seiner Gäste, obwohl eine Grundüberholung angebracht wäre. Zwei Nächte blieben wir hier und nutzten dieses bisschen Zeit, um Prag etwas näher kennen zu lernen. Überall in der Stadt florierte es. Zwischen den vielen Sehenswürdigkeiten gab es immer wieder kleine Geschäfte und sehr viele Restaurants, die mit ihrer guten böhmischen Küche die Gäste anlockte. Während unserer gesamten Radtour wurden wir von dieser böhmischen Küche nicht ein einziges Mal enttäuscht. Ganz hervorragend schmeckte uns die typische Knoblauchsuppe mit Semmelbröseln. Auch die Preise passten. Für Prags Touristen ein Grund mehr, sich hier besonders wohl zu fühlen. 100 Kronen entsprachen etwa 3,60 Euro und Geldautomaten der tschechischen Sparkasse (Ceska) fanden wir überall. Ein ordentliches Abendessen mit einer Flasche guten Wein für zwei Personen war hier für weniger als 1.000 Kronen zu bekommen. Vorher sollte man sich aber unbedingt erkundigen, ob Steuern und Bedienung mit im Preis enthalten sind. In Prag war das zumindest nicht immer der Fall!
Die Zeit in Prag verging schnell. In der Altstadt begeisterten wir uns für das Altstädter Rathaus mit der astronomischen Uhr und die Tynkirche mit ihren gotischen Türmen. Natürlich waren wir auch auf der 650 Jahre alten Karlsbrücke und im Jüdischen Viertel.
Am Donnerstag, 09.08.2007, gegen Abend, wurde Prag vom einem gewaltigen Gewitter heimgesucht. Es blitzte stark und knallte fürchterlich. Danach regnete es in Strömen und es kühlte sich etwas ab.
Dadurch hatten wir angenehmes Radfahrwetter, als wir nach dem Frühstück auf der Hotelgalerie gegen 08.00 Uhr das Hotel verließen. Die erste Etappe unserer Tour sollte uns heute bis nach Kralupy führen. Doch auch jetzt war es wieder nicht einfach, den richtigen Weg heraus aus der Stadt zu finden. Wir waren dann froh, als wir uns irgendwann außerhalb von Prag auf dem Radweg entlang der Moldau befanden. Schon bald veränderte sich die Wegstrecke. Durch das Gewitter vom Vortag hatte sich Geröll von der Uferböschung gelöst und den Weg auf einigen Abschnitten fast unpassierbar gemacht. Oft half nur schieben und tragen der Räder über die Hindernisse. Andere Radfahrer nahmen große Steigungen und weite Wege in Kauf, um diese Stellen zu umfahren. Wir hatten Zeit und kamen nach 29 Kilometern um 13.30 Uhr etwas abgekämpft in Kralupy an. Hier entschieden wir uns für das Hotel Sport. Ein Hotelplattenbau, wie man sie aus der Zeit vor Grenzöffnung kannte. Das Zimmer war sauber und mit Dusche. Für 1.330 Kronen akzeptabel. Am Abend waren wir Gast in einer original böhmischen Bierstube, natürlich mit guter Küche. Alle Plätze waren belegt, hier fühlten wir uns zusammen mit vielen Ortsansässigen sehr wohl. Zum ersten Mal probierten wir auch einen Becherovka, den original böhmischen Kräuterschnaps. Zum Andenken an diesen schönen Abend bekamen wir sechs dieser besonderen Schnapsgläschen mit. Nun war uns Radfahrern das letzte bisschen Angst genommen. Die Menschen waren zu uns stets freundlich und zuvorkommend und man konnte sich gerade auf dem Lande seiner Dinge sicher sein.
Am Samstag stand Melnik auf dem Programm. Die Wegstrecke verlief sehr gut und schon um 11.00 Uhr erreichten wir die von Weinbergen umgebene schmucke Stadt, die sich auf einer Anhöhe befand. Von dort oben hatten wir einen wunderschönen Blick auf das Umland und den Zusammenfluss von Moldau und Elbe zur Elbe. Hier oben, direkt neben dem Schloss und der Kirche, nahmen wir ein sehr schönes Apartment im Hotel U Rytilu. Wir hatten ausreichend Zeit, machten eine Schloss- und Weinkellerbesichtigung. Der Besitz gehört jetzt wieder der alten Adelsfamilie Lobkowicz. In der Stadt waren die Melniker gerade dabei, ein Weinfest für den Abend vorzubereiten. Rund um unser Hotel wurden Buden aufgestellt und die Straße füllte sich bald mit vielen Menschen. Wir waren nun mitten drin. Konnten das Geschehen vom Hotelzimmer aus beobachten oder einfach mitfeiern. Sahen wie Bürgermeister und Pfarrer den Wein genossen und eine Trachtengruppe und ein Feuerschlucker auftraten. Dennoch, etwa ab 22.00 Uhr, bekamen wir unsere verdiente Bettruhe.
Auch am nächsten morgen hatten wir gutes Radfahrwetter. Kein Regen, kaum Wind und leicht bewölkter Himmel. Heute wollten wir 47 km bis nach Litomerice fahren. Bei Horni Pocaply nahmen wir eine Abkürzung und kreuzten dabei einen Bahnübergang. Plötzlich blinkten die Warnlichter und die Schranken schlossen sich. Wir saßen zwischen zwei Gleisführungen fest und hatten zu warten, bis der Zug vorbeigefahren war. Bei unserer Weiterfahrt passierte dann der Unfall, mit deren Folgen Marion noch die nächsten Tage zu tun haben sollte. Beim Abbiegen aus dem abfälligen Bahnbereich fiel sie unglücklich mit ihrem linken Bein gegen eine Stahlvorrichtung. Nach der ersten Unruhe war nun langsames weiterfahren mit einer Knieschwellung angesagt. Gerade jetzt lag vor uns noch ein Bergrücken, der nur durch schieben der Räder gemeistert werden konnte. In der schönen Stadt Roudnice machten wir dann eine längere Pause, um weiter über Theresienstadt bis nach Litomerice zu fahren. Hier kamen wir gegen 17.00 Uhr an und fanden gleich ein sehr schönes Zimmer im Hotel Salva Guarda mit direkten Blick auf den Marktplatz der Stadt. Nach einer Ruhepause nahmen wir ein sehr gutes Abendessen im gleichnamigen Hotelrestaurant ein.
Die letzte Etappe in Böhmen sollte uns nach 47 km bis nach Decin führen. Bis zur Industriestadt Usti fuhren wir durch eine sehr schönes Landschaft. Der Radweg führte dort parallel entlang der nur langsam dahinfließenden Elbe. Am Nachmittag erreichten wir Decin. Bisher gab es nie Probleme, spontan ein Hotelzimmer zu bekommen. Doch in Decin war das anders. Die Stadt lag nahe der deutschen Grenze und hatte auch eine direkte Zugverbindung mit Bad Schandau. Viele Deutsche nutzen die günstige Lage der Grenzstadt, um hier einzukaufen und das günstige Preis-Leistungs-Verhältnis auszukosten. Alle Hotels waren ausgebucht. Nun hieß es, mit dem Rad weiterzufahren in der Hoffnung, bald eine gute Unterkunft zu bekommen. Das gelang uns erst nach etwa 10 km in dem kleinen Ort Dolni Zleb. Hätten wir geahnt, dass uns dieses letzte Stück Radweg Steigungen in bisher nicht gekannten Ausmaß bescheren würde, dann hätten wir wohl doch zum Notfallplan gegriffen und wären das Stück mit der Bahn gefahren.
Wir waren erschöpft aber äußerst glücklich, als uns das Hotel Piccolo gegen 19.00 Uhr eine Bleibe gab. Für 20,00 Euro nahmen wir gern das Zimmer mit Balkon und schönem Blick auf die Elbe und die Felswände der böhmischen Schweiz. Wir machten uns kurz frisch und aßen im Biergarten noch eine Knoblauchsuppe. Dazu tranken wir letztmalig ein böhmisches Pils, denn schon morgen würden wir wieder in Deutschland sein.
Um 8.00 Uhr fuhren wir dann auch los. Es waren nur 3 Kilometer bis zur deutschen Grenze. Kontrollpersonal war nicht da. So fuhren wir weiter bis nach Bad Schandau. Ab Kurort Rathen genossen wir den schönen Blick auf das Elbsandsteingebirge. Das Wetter meinte es heute besonders gut mit uns und wir hatten eine sehr schöne Sicht auf die Felsformationen der Bastei. Gegen 15.00 Uhr erreichten wir Pirna, berühmt durch den venezianischen Hofmaler Bellotto, gen. Canaletto, dessen bekannteste Darstellung „Der Marktplatz zu Pirna“ noch heute in der Originalgetreu erhaltenen Markplatzsilhouette wiederzuerkennen ist. Pirna überraschte uns. Überall in der Altstadt geschäftliches Treiben. Wir hätten nicht gedacht, dass sich Pirna wegen der Nähe zu Dresden so gut entwickeln würde. Dock überall war Bautätigkeit und die Stadt wirkte äußerst positiv auf uns. Wir entschieden uns für das Hotel Deutsches Haus, wo wir ein sehr schönes Doppelzimmer bekamen. Am nächsten Tag, am Mittwoch, den 15.08.2007, wurden wir auf den letzten 9 Kilometern von Pirna bis Pillnitz dann doch von einem leichtem Regen überrascht. Es war dennoch warm und deshalb machte es uns nichts aus. Gegen 11.00 Uhr trafen wir auf Uwe und Petra Sarfert. Wir bedankten uns für das Abstellen unseres Chryslers, den sie liebevoll „Monsti“ genannt hatten. Unsere schöne Böhmen-Radtour war hier nun leider zu Ende.
Einen schönen Abschluss fand die Tour noch durch den Besuch der sächsischen Städte Zittau, Görlitz, Bautzen, Radebeul und Bad Lausick, das erfolgte aber mit dem Auto!