Bericht
Von Brome starteten wir mit Pkw. Wir fuhren bis nach Pillnitz-Hosterwitz, wo wir bei Uwe und Petra Sarfert
unser Auto gut parken konnten. Natürlich hatten wir unsere eigenen Räder dabei, die wir sogleich für die
Böhmen Radtour aufrüsteten.
Bei schönstem Sommerwetter ging es dann endlich los. Eine Elbfähre setzte uns auf die linke Uferseite über,
wo wir ein sehr schönes Stück entlang des Elbradweges, vorbei am blauen Wunder und den Elbschlössern, bis
nach Dresden zum Hauptbahnhof fuhren. Ein Eurocity brachte uns und die Räder für 48,00 Euro in 2 ¼
Stunden bis nach Prag Holesovice, wo schwülwarmes Wetter uns empfing. Hier wussten wir es sehr zu schätzen,
dass kein Rad über Treppen getragen werden musste! Der Weg ging mit nur leichtem Gefälle hinein in das
Bahnhofsgebäude und ohne Treppen auch wieder hinaus.
Wir waren glücklich, endlich in Prag zu sein. Nun suchten wir vergeblich die Hinweisschilder auf den Radweg
Nr. 2, der uns ins das etwa 5 km entfernte Zentrum führen sollte. Also fuhren wir nach Gespür, irgendwie in
die Richtung Letna-Park. Von dieser Anhöhe hatten wir einen wunderschönen Blick auf die Stadt und die
Sehenswürdigkeiten. Wir erkannten sogleich die Karlsbrücke und den Hradschin Nun war es nicht weiter schwer,
unser Jugendstilhotel Europa am Wenzel Platz zu finden. Das Restaurant des Hotels diente seinerzeit als
Vorlage für den Bau des Speisesaals der Titanic. Wir waren überrascht, dass wir unsere Fahrräder quer durch
das Hotelcafe schieben sollten, um zum Stellplatz für die Räder zu gelangen. Dazu mussten wir auch durch die
Damentoilette. Es war schon lustig, als mich dort eine Besucherin mit meinem Rad rangieren sah.
Obwohl das Hotel auch einen Fahrstuhl hatte, benutzen wir doch sehr häufig die Treppe, um in unser Zimmer
im sechsten Stock mit einem schönem Blick auf den Wenzel Platz zu gelangen. Dieses stilvolle Haus hatte
seine besten Jahre schon hinter sich. Dennoch verlor es nicht die Gunst seiner Gäste, obwohl eine Grundüberholung angebracht wäre. Zwei Nächte blieben wir hier und nutzten dieses bisschen Zeit,
um Prag etwas näher kennen zu lernen. Überall in der Stadt florierte es. Zwischen den vielen
Sehenswürdigkeiten gab es immer wieder kleine Geschäfte und sehr viele Restaurants, die mit ihrer guten
böhmischen Küche die Gäste anlockte. Während unserer gesamten Radtour wurden wir von dieser böhmischen Küche
nicht ein einziges Mal enttäuscht. Ganz hervorragend schmeckte uns die typische Knoblauchsuppe mit
Semmelbröseln. Auch die Preise passten. Für Prags Touristen ein Grund mehr, sich hier besonders wohl zu
fühlen. 100 Kronen entsprachen etwa 3,60 Euro und Geldautomaten der tschechischen Sparkasse (Ceska) fanden
wir überall. Ein ordentliches Abendessen mit einer Flasche guten Wein für zwei Personen war hier für weniger
als 1.000 Kronen zu bekommen. Vorher sollte man sich aber unbedingt erkundigen, ob Steuern und Bedienung mit
im Preis enthalten sind. In Prag war das zumindest nicht immer der Fall!
Die Zeit in Prag verging schnell. In der Altstadt begeisterten wir uns für das Altstädter Rathaus mit der
astronomischen Uhr und die Tynkirche mit ihren gotischen Türmen. Natürlich waren wir auch auf der 650 Jahre
alten Karlsbrücke und im Jüdischen Viertel.
Am Donnerstag, 09.08.2007, gegen Abend, wurde Prag vom einem gewaltigen Gewitter heimgesucht. Es blitzte
stark und knallte fürchterlich. Danach regnete es in Strömen und es kühlte sich etwas ab.
Dadurch hatten wir angenehmes Radfahrwetter, als wir nach dem Frühstück auf der Hotelgalerie gegen 08.00 Uhr
das Hotel verließen. Die erste Etappe unserer Tour sollte uns heute bis nach Kralupy führen. Doch auch jetzt
war es wieder nicht einfach, den richtigen Weg heraus aus der Stadt zu finden. Wir waren dann froh, als wir
uns irgendwann außerhalb von Prag auf dem Radweg entlang der Moldau befanden. Schon bald veränderte sich die
Wegstrecke. Durch das Gewitter vom Vortag hatte sich Geröll von der Uferböschung gelöst und den Weg auf
einigen Abschnitten fast unpassierbar gemacht. Oft half nur schieben und
tragen der Räder über die Hindernisse. Andere Radfahrer nahmen große Steigungen und weite Wege in Kauf, um
diese Stellen zu umfahren. Wir hatten Zeit und kamen nach 29 Kilometern um 13.30 Uhr etwas abgekämpft in
Kralupy an. Hier entschieden wir uns für das Hotel Sport. Ein Hotelplattenbau, wie man sie aus der Zeit vor
Grenzöffnung kannte. Das Zimmer war sauber und mit Dusche. Für 1.330 Kronen akzeptabel. Am Abend waren wir
Gast in einer original böhmischen Bierstube, natürlich mit guter Küche. Alle Plätze waren belegt, hier
fühlten wir uns zusammen mit vielen Ortsansässigen sehr wohl. Zum ersten Mal probierten wir auch einen
Becherovka, den original böhmischen Kräuterschnaps. Zum Andenken an diesen schönen Abend bekamen wir sechs
dieser besonderen Schnapsgläschen mit. Nun war uns Radfahrern das letzte bisschen Angst genommen. Die
Menschen waren zu uns stets freundlich und zuvorkommend und man konnte sich gerade auf dem Lande seiner
Dinge sicher sein.
Am Samstag stand Melnik auf dem Programm. Die Wegstrecke verlief sehr gut und schon um 11.00 Uhr erreichten
wir die von Weinbergen umgebene schmucke Stadt, die sich auf einer Anhöhe befand. Von dort oben hatten wir
einen wunderschönen Blick auf das Umland und den Zusammenfluss von Moldau und Elbe zur Elbe. Hier oben,
direkt neben dem Schloss und der Kirche, nahmen wir ein sehr schönes Apartment im Hotel U Rytilu. Wir hatten
ausreichend Zeit, machten eine Schloss- und Weinkellerbesichtigung. Der Besitz gehört jetzt wieder der alten
Adelsfamilie Lobkowicz. In der Stadt waren die Melniker gerade dabei, ein Weinfest für den Abend
vorzubereiten. Rund um unser Hotel wurden Buden aufgestellt und die Straße füllte sich bald mit vielen
Menschen. Wir waren nun mitten drin. Konnten das Geschehen vom Hotelzimmer aus beobachten oder einfach
mitfeiern. Sahen wie Bürgermeister und Pfarrer den Wein genossen und eine Trachtengruppe und ein
Feuerschlucker auftraten. Dennoch, etwa ab 22.00 Uhr, bekamen wir unsere verdiente Bettruhe.
Auch am nächsten morgen hatten wir gutes Radfahrwetter. Kein Regen, kaum Wind und leicht bewölkter Himmel.
Heute wollten wir 47 km bis nach Litomerice fahren. Bei Horni Pocaply nahmen wir eine Abkürzung und
kreuzten dabei einen Bahnübergang. Plötzlich blinkten die Warnlichter und die Schranken schlossen sich.
Wir saßen zwischen zwei Gleisführungen fest und hatten zu warten, bis der Zug vorbeigefahren war. Bei
unserer Weiterfahrt passierte dann der Unfall, mit deren Folgen Marion noch die nächsten Tage zu tun haben
sollte. Beim Abbiegen aus dem abfälligen Bahnbereich fiel sie unglücklich mit ihrem linken Bein gegen eine
Stahlvorrichtung. Nach der ersten Unruhe war nun langsames weiterfahren mit einer Knieschwellung angesagt.
Gerade jetzt lag vor uns noch ein Bergrücken, der nur durch schieben der Räder gemeistert werden konnte.
In der schönen Stadt Roudnice machten wir dann eine längere Pause, um weiter über Theresienstadt bis nach
Litomerice zu fahren. Hier kamen wir gegen 17.00 Uhr an und fanden gleich ein sehr schönes Zimmer
im Hotel Salva Guarda mit direkten Blick auf den Marktplatz der Stadt. Nach einer Ruhepause nahmen wir ein
sehr gutes Abendessen im gleichnamigen Hotelrestaurant ein.
Die letzte Etappe in Böhmen sollte uns nach 47 km bis nach Decin führen. Bis zur Industriestadt Usti fuhren
wir durch eine sehr schönes Landschaft. Der Radweg führte dort parallel entlang der nur langsam
dahinfließenden Elbe. Am Nachmittag erreichten wir Decin. Bisher gab es nie Probleme, spontan ein
Hotelzimmer zu bekommen. Doch in Decin war das anders. Die Stadt lag nahe der deutschen Grenze und hatte
auch eine direkte Zugverbindung mit Bad Schandau. Viele Deutsche nutzen die günstige Lage der Grenzstadt,
um hier einzukaufen und das günstige Preis-Leistungs-Verhältnis auszukosten. Alle Hotels waren ausgebucht.
Nun hieß es, mit dem Rad weiterzufahren in der Hoffnung, bald eine gute Unterkunft zu bekommen. Das gelang
uns erst nach etwa 10 km in dem kleinen Ort Dolni Zleb. Hätten wir geahnt, dass uns dieses letzte
Stück Radweg Steigungen in bisher nicht gekannten Ausmaß bescheren würde, dann hätten wir wohl doch zum
Notfallplan gegriffen und wären das Stück mit der Bahn gefahren.
Wir waren erschöpft aber äußerst glücklich, als uns das Hotel Piccolo gegen 19.00 Uhr eine Bleibe gab.
Für 20,00 Euro nahmen wir gern das Zimmer mit Balkon und schönem Blick auf die Elbe und die Felswände der
böhmischen Schweiz. Wir machten uns kurz frisch und aßen im Biergarten noch eine Knoblauchsuppe. Dazu
tranken wir letztmalig ein böhmisches Pils, denn schon morgen würden wir wieder in Deutschland sein.
Um 8.00 Uhr fuhren wir dann auch los. Es waren nur 3 Kilometer bis zur deutschen Grenze. Kontrollpersonal
war nicht da. So fuhren wir weiter bis nach Bad Schandau. Ab Kurort Rathen genossen wir den schönen Blick
auf das Elbsandsteingebirge. Das Wetter meinte es heute besonders gut mit uns und wir hatten eine sehr
schöne Sicht auf die Felsformationen der Bastei. Gegen 15.00 Uhr erreichten wir Pirna, berühmt durch den
venezianischen Hofmaler Bellotto, gen. Canaletto, dessen bekannteste Darstellung „Der Marktplatz zu Pirna“
noch heute in der Originalgetreu erhaltenen Markplatzsilhouette wiederzuerkennen ist. Pirna überraschte
uns. Überall in der Altstadt geschäftliches Treiben. Wir hätten nicht gedacht, dass sich Pirna wegen der
Nähe zu Dresden so gut entwickeln würde. Dock überall war Bautätigkeit und die Stadt wirkte äußerst
positiv auf uns. Wir entschieden uns für das Hotel Deutsches Haus, wo wir ein sehr schönes
Doppelzimmer bekamen.
Am nächsten Tag, am Mittwoch, den 15.08.2007, wurden wir auf den letzten 9 Kilometern von Pirna bis
Pillnitz dann doch von einem leichtem Regen überrascht. Es war dennoch warm und deshalb machte es uns
nichts aus. Gegen 11.00 Uhr trafen wir auf Uwe und Petra Sarfert. Wir bedankten uns für das Abstellen
unseres Chryslers, den sie liebevoll „Monsti“ genannt hatten. Unsere schöne Böhmen-Radtour war hier nun
leider zu Ende.
Einen schönen Abschluss fand die Tour noch durch den Besuch der sächsischen Städte Zittau, Görlitz, Bautzen,
Radebeul und Bad Lausick, das erfolgte aber mit dem Auto!
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