Abwechslungsreiches Sardinien
Mitten in der kleinen Stadt Villaputzu, im südöstlichen Teil Sardiniens, war für uns eine Wohnung im zweiten Obergeschoss eines typisch italienischen Wohnhauses reserviert. Wir bekamen sie von einem guten Freund unseres Sohnes Matthias zur Verfügung gestellt. Unser Wunsch, einmal die zweitgrößte Insel Italiens kennen zu lernen, konnte somit in Erfüllung gehen.
Nach nur zwei Stunden Flug www.hlx.de ab Köln, landeten wir dann am Vormittag des 19. Oktobers 2006 auf dem Flughafen Elmas in Cagliari und nahmen dort einen kleinen vorbestellten Fiat Panda Mietwagen www.europcar.de in Empfang. Schwierig war es, überhaupt die Mietstation am Airport zu finden. Die einheimischen Gesellschaften waren mit ihren Büros direkt im Flughafengebäude, doch die international tätigen und uns allgemein bekannten Autovermieter fanden wir erst nach suchen auf einem abseits gelegenen Parkplatz neben dem Flughafen. „Sehr seltsam,“ dachte ich mir.
Bei schwülwarmen 23 Grad und nach einem heftigen Regenschauer begann nun unser Urlaub auf Sardinien.

Mit dem Kleinwagen kamen wir sehr gut zurecht. Das lag wohl auch an dem für deutsche Verhältnisse niedrigen Verkehrsaufkommen und dass wir uns in der Nebensaison befanden. Nach gut 90 Minuten Autofahrt erreichten wir mit ersten Eindrücken von der schönen Landschaft unser Ziel. Villaputzu und eine weitere Stadt namens Muravera liegen in einem Tal, durch welches der Gebirgsfluss Flumendosa fließt, bis er ins Tyrrhenisches Meer mündet. In den verwinkelten Straßen war unsere Wohnung dann doch nicht so schnell aufzufinden. Also aßen wir erst einmal ein leckeres Teiggericht mit Tomatensauce im Restaurant von Efisio und Roberto. Hier waren wir dann noch das ein und andere Mal zu Gast. Die freundlichen Inhaber der Pizzeria brachten uns dann auch zur Wohnung. Auf einer kleinen Anhöhe mit schönen Blick auf die Stadt und ihrem Kirchturm (klangvolles Glockenspiel) lag sie nun, unsere Wohnung. Neben 3 Schlafzimmern, Bad, Wohnraum mit Kochnische und Kamin hatten wir noch einen Balkon und eine große Dachterrasse zur alleinigen Nutzung. Sämtliche Fenster waren mit Rollläden verschlossen und dadurch glaubten wir, dass es in der Wohnung wohl etwas zu kühl sei. Aber schon bald wussten wir es zu schätzen, denn die Tagestemperaturen lagen selbst gegen Ende Oktober noch bei 28 Grad.

Die Sarden, wie sie sich stolz nennen, meiden diese Hitze und ziehen sich zur Mittagsruhe, etwa von 13.00 Uhr bis 17.00 Uhr, in ihre Wohnungen zurück. Die Stadt wirkte dann fast wie ausgestorben. Nur unwissende Touristen schlenderten umher, tranken ein Bier oder einen Cappuccino in dem einzig geöffneten Cafe. Doch ganz automatisch wurde sich dann angepasst.
Am Abend erwachte dann die Stadt. Die Menschen zeigten sich und wollten auch gesehen werden. Besonders herausgeputzt waren die jungen Mädchen. Ihre schicke Garderobe fiel auf. In diesem Jahr waren es die modischen Stiefel, die total „in“ waren. Die Alten trafen sich vor den Bars oder auf dem Marktplatz zu einem Plausch.

Alles wirkte auf uns sehr gelassen, manches dementsprechend auch etwas unorganisiert. So das Verhältnis Autofahrer und Fußgänger. Da es nur wenige und wenn, dann auch nur sehr schmale Fußwege gab, hatten sich alle Verkehrsteilnehmer auf der Hauptdurchgangsstraße entsprechend zu arrangieren. Doch es klappte bestens, für uns anfangs kaum vorstellbar. Unsere Einkäufe wurden ebenfalls zu einem nicht mehr gekannten Erlebnis. Überaus freundliches und zahlreiches Personal bediente uns in den oft sehr kleinen Läden und natürlich waren da noch die verlockenden landestypischen Spezialitäten. Erinnert sei hier nur an Riesenmortadella in hauchdünnen Scheiben, den wohlschmeckenden sardischen Schafskäse und an Vermentino de Sardenga, einem köstlichen Weißwein. Der Einkauf wurde durch das Personal wie selbstverständlich in die kostenlosen Plastiktüten gepackt. Auch über die in Italien unbekannte Pfandabgabe auf Dosen und Flaschen waren wir nicht unglücklich. Die öffentlichen Plätze waren deshalb nicht unsauberer als bei uns zu hause auch. Beim Tanken mussten wir ebenfalls nicht selbst tätig werden. Ein klassischer Tankwart erledigte alles zu unserer Zufriedenheit. Auffällig waren die unterschiedlichen Ordnungshüter. Da gab es Carabinieri, Policia Municipiale (Rathauspolizei, vergleichbar mit unseren Ordnungsamtspersonal) und Finanzpolizei. Alle in entsprechenden Uniformen und nicht immer bei den Einheimischen beliebt. Bei einer Beerdigung war es z.B. Aufgabe der Policia Municipiale die Straße zu sperren. Dadurch konnte der Trauerzug ungestört von der Kirche bis zum außerhalb gelegenen Friedhof ziehen. Es ist dabei üblich, dass sich viele Stadtbewohner dem Trauerzug anschlossen und dieser dadurch entsprechend lang war. Vor den Schulen wieder unformiertes Personal, das den Ein- und Ausstieg der Schüler in Schulbusse oder den Wechsel von einer zur anderen Straßenseite regelte und dadurch die Sicherheit der Schulkinder gewährleistete. „Eine tolle Idee, so könnte auch in Deutschland für mehr Beschäftigung gesorgt werden,“ meinten wir.
Strandbesuche wurden am besten mit dem Auto erledigt. Überall fanden sich Wege zu einsamen Buchten und Sandstränden. Das Wasser war glasklar und lud immer zum Schwimmen ein. Die Wassertemperatur mag bei etwa 21 Grad gelegen haben. An manchen Tagen gab es kaum eine Welle und wahrscheinlich hätte das die Karibik nicht besser bieten können, denn hier waren sogar die Strandabschnitte oft menschenleer. Schön, dass die Möglichkeiten einer Nachsaison bei den Touristen noch nicht so bekannt sind, die ja mehr auf Sonnengarantie und Jubel und Trubel setzen. So genossen wir unseren Urlaub richtig und intensiv. Wir vermissten nicht bzw. hatten nicht einmal einen Fernsehapparat, eine Zeitung oder ein Radio.

Einen besonderen Tagesrhythmus hatten wir auch nicht. Spaß machte uns das Beach-Hopping. Wir nannten es so, da wir an einem Tag mehrfach die Bucht und den Strand wechselten. Mal fuhren wir zu den Ständen der Costa Rai, an den Strand S. Giovanni bei Muravera, an den Naturstrand von Villaputzu mit Blick auf den Sarazenenturm oder auch an die Pinienbucht nach Torre di Bari.
Besonders schön war auch unsere Fahrt ins Landesinnere nach Goni. Korkeichen, die nur alle 10 Jahre geschält werden und deren Endprodukte hauptsächlich in den Export gehen, sahen wir hier neben beeindruckenden Menhiren aus der frühen Besiedlungszeit der Insel. Auch bis Santa Maria Navarresse, ein hübsches kleines Städtchen direkt an der Küste mit 2000 Jahre alten Olivenbäumen, machten wir einen Ausflug. Unterwegs dorthin sahen wir den roten Felsen von Arbatax, Anlaufstelle für viele Fährschiffe. Nicht zu übersehen sind aber auch die militärischen Sperrgebiete, die so manch schönen Strandabschnitt unzugänglich machen, und die Übungsflüge der Hubschrauber, deren dumpfe Flugräusche bei Einflug in ein Tal etwas beunruhigendes mit sich brachten.
Die schönen Tage vergingen leider sehr schnell. Am 30.10.2006 brachten wir den Mietwagen zurück nach Cagliari, ließen uns mit einem Taxi ins Hotel Italia direkt im Marinaviertel am Hafen bringen, um von dort aus noch die Hauptstadt Sardiniens etwas näher kennen lernen zu können. Hier wird uns die Atmosphäre der sardischen Trattoria Lillicu in besonderer Erinnerung bleiben. Erst ab 20.30 Uhr bekamen die Gäste Einlass und in aller Kürze waren alle Plätze belegt. Wir hatten Glück, dass wir ohne Vorbestellung einen Platz bekamen und mit dabei sein konnten, die sardinischen Köstlichkeiten zu probieren.
Wir erinnern uns noch gern an diesen wunderschönen Nachsommerurlaub im Oktober und sind sicher, dass wir Sardinien schon bald einmal wieder besuchen werden.