Abwechslungsreiches Sardinien |
Mit dem Kleinwagen kamen wir sehr gut zurecht. Das lag wohl auch an dem für deutsche Verhältnisse niedrigen Verkehrsaufkommen und dass wir uns in der Nebensaison befanden. Nach gut 90 Minuten Autofahrt erreichten wir mit ersten Eindrücken von der schönen Landschaft unser Ziel. Villaputzu und eine weitere Stadt namens Muravera liegen in einem Tal, durch welches der Gebirgsfluss Flumendosa fließt, bis er ins Tyrrhenisches Meer mündet. In den verwinkelten Straßen war unsere Wohnung dann doch nicht so schnell aufzufinden. Also aßen wir erst einmal ein leckeres Teiggericht mit Tomatensauce im Restaurant von Efisio und Roberto. Hier waren wir dann noch das ein und andere Mal zu Gast. Die freundlichen Inhaber der Pizzeria brachten uns dann auch zur Wohnung. Auf einer kleinen Anhöhe mit schönen Blick auf die Stadt und ihrem Kirchturm (klangvolles Glockenspiel) lag sie nun, unsere Wohnung. Neben 3 Schlafzimmern, Bad, Wohnraum mit Kochnische und Kamin hatten wir noch einen Balkon und eine große Dachterrasse zur alleinigen Nutzung. Sämtliche Fenster waren mit Rollläden verschlossen und dadurch glaubten wir, dass es in der Wohnung wohl etwas zu kühl sei. Aber schon bald wussten wir es zu schätzen, denn die Tagestemperaturen lagen selbst gegen Ende Oktober noch bei 28 Grad. |
Die Sarden, wie sie sich stolz nennen, meiden diese Hitze und ziehen sich zur Mittagsruhe, etwa von 13.00 Uhr
bis 17.00 Uhr, in ihre Wohnungen zurück. Die Stadt wirkte dann fast wie ausgestorben. Nur unwissende
Touristen schlenderten umher, tranken ein Bier oder einen Cappuccino in dem einzig geöffneten Cafe. Doch ganz
automatisch wurde sich dann angepasst. |
Alles wirkte auf uns sehr gelassen, manches dementsprechend auch etwas unorganisiert. So das Verhältnis
Autofahrer und Fußgänger. Da es nur wenige und wenn, dann auch nur sehr schmale Fußwege gab, hatten sich
alle Verkehrsteilnehmer auf der Hauptdurchgangsstraße entsprechend zu arrangieren. Doch es klappte bestens,
für uns anfangs kaum vorstellbar. Unsere Einkäufe wurden ebenfalls zu einem nicht mehr gekannten Erlebnis.
Überaus freundliches und zahlreiches Personal bediente uns in den oft sehr kleinen Läden und natürlich waren
da noch die verlockenden landestypischen Spezialitäten. Erinnert sei hier nur an Riesenmortadella in
hauchdünnen Scheiben, den wohlschmeckenden sardischen Schafskäse und an Vermentino de Sardenga,
einem köstlichen Weißwein. Der Einkauf wurde durch das Personal wie selbstverständlich in die kostenlosen
Plastiktüten gepackt. Auch über die in Italien unbekannte Pfandabgabe auf Dosen und Flaschen waren wir
nicht unglücklich. Die öffentlichen Plätze waren deshalb nicht unsauberer als bei uns zu hause auch. Beim
Tanken mussten wir ebenfalls nicht selbst tätig werden. Ein klassischer Tankwart erledigte alles zu unserer
Zufriedenheit. Auffällig waren die unterschiedlichen Ordnungshüter. Da gab es Carabinieri, Policia
Municipiale (Rathauspolizei, vergleichbar mit unseren Ordnungsamtspersonal) und Finanzpolizei. Alle in
entsprechenden Uniformen und nicht immer bei den Einheimischen beliebt. Bei einer Beerdigung war es z.B.
Aufgabe der Policia Municipiale die Straße zu sperren. Dadurch konnte der Trauerzug ungestört von der
Kirche bis zum außerhalb gelegenen Friedhof ziehen. Es ist dabei üblich, dass sich viele Stadtbewohner
dem Trauerzug anschlossen und dieser dadurch entsprechend lang war. Vor den Schulen wieder unformiertes
Personal, das den Ein- und Ausstieg der Schüler in Schulbusse oder den Wechsel von einer zur anderen
Straßenseite regelte und dadurch die Sicherheit der Schulkinder gewährleistete. „Eine tolle Idee, so könnte
auch in Deutschland für mehr Beschäftigung gesorgt werden,“ meinten wir. |
Einen besonderen Tagesrhythmus hatten wir auch nicht. Spaß machte uns das Beach-Hopping. Wir nannten es so, da wir an
einem Tag mehrfach die Bucht und den Strand wechselten. Mal fuhren wir zu den Ständen der Costa Rai, an den Strand
S. Giovanni bei Muravera, an den Naturstrand von Villaputzu mit Blick auf den Sarazenenturm oder auch an die
Pinienbucht nach Torre di Bari. |