4. Sarfert-Radtour – Entlang der Spree
Nach Elbe, Mulde und Saale stand nun die Spree auf dem Radlerprogramm. Begleitet wurde ich wieder von meinem Schwager Horst Kremmeicke. Ein eingespieltes Team, welches nur noch auf das Startzeichen wartete. Die Wetterprognosen waren aber alles andere als gut, dennoch beschlossen wir, am Freitag, 12.08.2005, los zu fahren
Von Brome nach Oebisfelde fuhren wir mit dem Rad, um von dort mit der Bahn bis nach Dresden zu reisen. Um 13.30 Uhr wurden wir in Dresden-Neustadt mit dem herrlichsten Sonnenschein empfangen. Das alte Wahrzeichen, die Frauenkirche, zeigte uns dann den Weg in das barocke Zentrum. Nach einer kurzen Stadtbesichtigung fuhren wir entlang der Elbe weiter bis nach Blasewitz. Wir überquerten die Elbe über das „Blaue Wunder“ und verließen das Elbtal in Richtung Radeberg, um dort die bekannte Braustätte zu besuchen und natürlich das naturtrübe köstliche Zwickelbier zu probieren. Das Reststück des Weges nach Bautzen fuhren wir noch einmal mit der Bahn. Jedoch gelang uns diese Bahnfahrt erst im zweiten Anlauf: der planmäßige Zug ließ uns einfach auf dem Bahnsteig stehen und fuhr ohne uns ab!
Endlich mit dem nächsten Zug dort angekommen, fanden wir um 19.30 Uhr freundliche Aufnahme in der „Schnitzelstube“ mit Hotelbetrieb der Familie Stephan, mitten im Zentrum der Stadt. Wir stärkten uns im Restaurant „Zum Karasek“ und nahmen dann nach einem Spaziergang durch die herrliche Altstadt Platz am Stammtisch unseres Hotels. Es sollte nicht lange dauern, dann füllten sich auch die restlichen Plätze. Einige Bautzener Geschäftsfreunde finden sich hier regelmäßig zu einem regem Gedankenaustausch ein. Wir staunten nicht schlecht, denn es wurde alles genauestens protokolliert! Da man uns sofort mit einbezog, versprachen wir, nach Ende unserer Tour einige Bilder von diesem gemütlichen Abend für das Protokoll nachzuliefern. Das Eigentümerehepaar Heiko und Margret Stephan, und die zu Besuch weilende Schwester Barbara kümmerten sich an diesem langen Abend noch lange liebevoll um ihre Gäste. So nahmen wir den „Absacker“ im „Kellergewölbe“ ein, einem der urigsten Plätze des Hotels. Wir waren überzeugt, dass man dieses gastfreundliche Haus unbedingt weiter empfehlen muss.
Nicht ganz ausgeschlafen aber bei bester Laune führte uns unsere Radroute am nächsten morgen nun immer entlang des Spree-Radwanderweges. Ein ruhig fließender, sauberer Fluss, kommend aus dem Oberlausitzer Hochland, der in Berlin-Spandau in die Havel mündet. Unser Weg sollte uns von nun ab durch das Land der Sorben führen, einem slawischer Stamm, der das sumpfige Spreewaldgebiet urbar machte. Die Sorben verstanden es, wahrscheinlich durch ihren unauffälligen Lebenswandel, der Germanisierung zu entgehen und erhielten dadurch ihre Kultur und Sprache bis zum heutigen Tag.
Ein starker Regenschauer ließ uns zwischenzeitlich in einem Buswartehäuschen Unterschlupf nehmen. Es sollte der einzige Schauer bleiben! Von nun an hatten wir bestes Radlerwetter. Teilweise Rückenwind, bedeckten Himmel mit mal mehr oder weniger Sonne bei angenehmen Temperaturen. Immer wieder fanden wir rechts und links des Weges herrliche Seen und Landschaften. Der Radweg war gut ausgeschildert, und Steigungen waren kaum zu bewältigen. Beeindruckend auch die Braunkohlekraftwerke, die sich ihren Platz in der Lausitzer Landschaft nahmen. Überhaupt wurde diese Region überwiegend durch den Abbau der Braunkohle geprägt. Viele Orte verschwanden einfach, mussten den riesigen Schaufelbaggern Platz machen.
Eigentlich wollten wir in Spremberg nächtigen. Doch wir fühlten uns topfit und fuhren deshalb weiter bis Cottbus. Nach 90 km Tagestour, kurz vor Cottbus, nahm ich noch ein erfrischendes Bad im herrlichen Malchower Badesee. Ein weiteres Tagesereignis waren die vielen Pfifferling links und rechts des Weges. Anfangs ließen wir sie noch stehen, doch dann konnten wir nicht mehr widerstehen, und die Pfifferlinge wurden geerntet! Eine richtige Entscheidung. Noch am selben Abend bereitete uns der Chefkoch des Sorat-Hotels www.sorat-hotels.comdaraus ein schmackhaftes Menu. Mit Lifemusik der 70er Jahre von der Gruppe „Yellow Times“, die auf einer kleinen Bühne vor dem Hotel spielte, endete dieser schöne Tag.
Nach einem ordentlichen Frühstück fuhren wir von Cottbus direkt in den Spreewald. Eine einzigartige Flusslandschaft mit einem über 1.000 Kilometer langen Wasserwegenetz auf engstem Raum. Wie in einem Labyrinth verzweigt sich die Spree in unzählige Wasserarme und Kanäle. Ein Erholungsparadies für viele Touristen. Die gut besuchten Orte Burg, Lübbenau und Lübben luden zu einem kurzen Stopp ein – natürlich, um die bekannten Spreewaldgurken zu probieren. Ob klassisch oder in verschiedenen Gewürzvariationen, sie schmeckten einfach vorzüglich! In Lübben bekamen wir ein Tipp: „Fahrt doch durch bis Schlepzig“, einen kleinen aber interessanten Ort mit, wie sollte es anders sein, hauseigener Braustätte. Nach wiederum 90 km Tagetour erreichten wir Schlepzig. Auf dem Dach eines Hauses ein Storch und der klapperte auch – welch ein schöner Empfang! Der Landgasthof „Zum grünen Strand der Spree“ www.spreewaldhotel.com
wurde unser Domizil. Wie versprochen, mit Privatbrauerei und eigener Brennerei. Auch hier fühlten wir uns sehr wohl, und bei etwas mehr Zeit, wären wir hier durchaus noch einige Tage länger geblieben.
Am Montag wechselte sich das Landschaftsbild. Wir verließen den Spreewald. Die vielen kleinen verzweigten Wasserläufe fanden wieder zu einer großen Spree zusammen. Eine weite Landschaft mit dichten Auenwäldern und ausgeprägten Wasserflächen folgte und präsentierte uns erneut unser Lieblingsessen auf dieser Tour: Pilze! Wir fanden zwar keine Pfifferlinge mehr – aber dafür ebenso schmackhafte Steinpilze. Mehr als genug – bis unsere Tasche randvoll war. Ausreichend für eine weitere Pilzmalzeit. Wir erreichten Fürstenwalde viel zu früh und entschieden abermals weiterzufahren. An diesem Montag insgesamt 130 km bis nach Erkner, noch Brandenburg aber schon dicht vor den Toren Berlins. Hier blieben wir im „Waldhotel Erkner“. Bis dahin hatten wir das Glück auf unserer Seite, doch die Nähe der Großstadt sollte auf einmal alles verändern.
Am Dienstag, 16.08.2005, war unser Etappenziel „Brandenburger Tor“ gar nicht mehr weit. Doch die schlechte Beschilderung führte uns so manches Mal in die Irre. Zu Allem kam dann noch eine Reifenpanne, die aber vom Radingenieur Horst relativ schnell behoben wurde. Etwa gegen 12.00 Uhr, nach insgesamt 430 km, standen wir mit unseren Rädern unter dem Brandenburger Tor. Wir schlugen uns in die Hand und waren jetzt sichtlich erleichtert. Die restliche Zeit nutzten wir für Sightseeing und Currywurstessen. Die schmeckte an der Wursttheke im Bahnhof Zoo einfach am besten. Um 18.45 Uhr brachte uns der IC 2542 dann innerhalb einer Stunde von Berlin nach Wolfsburg. Dann hieß es noch einmal: „Aufsitzen“, bis nach Brome, für Horst bis nach Wittingen. Um 22.00 Uhr war für mich diese schöne Tour zu Ende. Immerhin 460 km in 5 Tagen.