Mit MS EUROPA nach Island und Spitzbergen
Obgleich wir schon einmal dort waren, hat uns die Sehnsucht nach der schönen Landschaft in Island und Spitzbergen übermannt und wir buchten erneut die Reise vom 4.7. bis 22.7.2004. Die MS EUROPA lag an der völlig neu renovierten Columbus Kaje in Bremerhaven und beeindruckte durch ihren Anblick sicherlich nicht nur uns, sondern auch viele andere Menschen. Unsere Kinder brachten uns mit dorthin und erwarteten die Freigabe des Zugangs zum Schiff, denn wir hatten die Erlaubnis dazu besorgt. Nach den Sicherheitskontrollen durften sie endlich mit uns an Bord, begleiteten uns in unsere Suite und waren über deren Größe und Ausstattung überwältigt. Eines der Gastgeschenke, eine Aktentasche, konnte mein Schwiegersohn gut gebrauchen und über das viele Obst in einer Schale und den bereitstehenden Champagner brauchten wir uns nicht zu sorgen. Gleich gingen wir zur Schiffsbesichtigung über, wir waren ja dort „zu hause“, nahmen in verschiedenen Bars Drinks, als schon das Signal der Sicherheitsübung (international vorgeschrieben) ertönte. Wir ließen unsere Begleitung an der Bar zurück, holten die Schwimmwesten aus unserem begehbaren Kleiderschrank und gingen zum Treffpunkt oben an Deck. – Bald waren wir wieder bei unserer Familie, aber es ertönte die Durchsage, daß die Gäste von Bord jetzt gehen müßten. Gegenüber auf dem Balkon der Columbus Kaje standen sie und wir winkten zum Abschied, während das Schiff Richtung Nordsee ablegte. Bald merkten wir, daß wir auf offener See waren. Wir hatten keine Langeweile, denn das Endspiel der Europameisterschaft in Fußball Portugal - Griechenland wurde live übertragen.
5.7.2004 Wir waren den ganzen Tag über beschäftigt, denn es gab, außer unserer Lieblingsbeschäftigung, das Baden im überdachten Pool, viele Informationen, zum Beispiel das Fitneß Training, Menü und Weinvorstellung durch den Chefkoch Pichler und Sommelier Schmidtke, der Anlaufziele und Ausgabe von warmen Parkas und Golfkursus für Anfänger. 18 Uhr war dann der Kapitänsempfang mit Hagen Damaschke. Wir konnten ihm sagen, daß wir genau vor einem Jahr in New-York von Bord gegangen waren und gern wieder gekommen sind.
6.7.04 KIRKWALL/Schottland - Orkney Inseln
Mit uns liegt das englische Schiff „Wind – Surfer“ auf Reede und die Tender bringen uns in den kleinen Hafen. Wir haben den Ausflug „Südliche Inseln und Whiskey Destille“ gebucht. Ein Bus fährt uns aus den malerischen Hafen und dem kleinen Ort heraus und bald sehen wir, daß es hier viele kleine Inseln gibt, die durch Straßen über Dämme verbunden sind. Die Sieger des 1. Weltkrieges verlangten damals, daß die deutschen Kriegsschiffe nach Scapa Flow überführt werden mußten. Die Besatzungen fristeten ihr Dasein, ohne an Land gehen zu dürfen. Da entschloß sich der Admiral 1919, alle 78 Schiffe durch Öffnen von Ventilen selbst zu versenken, um nicht an die Feinde übergeben zu werden. Das geschah auch ohne menschliche Verluste. Im 2. Weltkrieg hatten die Engländer in den wunderbaren Naturhäfen ihre Kriegsflotte stationiert. Ein deutsches U-Boot schlich sich in die Gewässer und versenkte das größte Schlachtschiff der Engländer „Royal Oak“. Weil man jetzt wußte, daß die Schiffe dort nicht mehr sicher sind, wurden italienische Kriegsgefangene zur Arbeit gezwungen und mußten die Inseln durch Aufschütten von Dämmen und Straßenbau verbinden. Um aber das Eindringen von weiteren U-Booten sofort zu verhindern, hatte man in den Fahrrinnen alte Schiffe einfach versenkt. Oft sahen wir noch die Wracks der damals versenkten Schiffe. Die Italiener sind fromm und hatten keine Kirche. Da bauten sie aus einer ihrer kleinen Schlafbaracken ohne englische Unterstützung eine Kapelle. Die besichtigten wir auch. Bald waren wir wieder in Kirkwall, um in die Highland Park Distillery zu gehen. Die Führung erklärte uns gleich zu Anfang, daß man jetzt bei den warmen Sommertemperaturen (es sind durchschnittlich um die 15° C) nicht produzieren könne, um die Qualität zu halten. Wir durften nach der Besichtigung den Whiskey probieren. Er war prima im Geschmack, besonders je älter er war.
8.7.04 Wir liegen in REYKJAVIK/Island auf Reede. Mitten am Stadtzentrum, nicht im entfernten Hafen. An der Anlegestelle hatte die EUROPA extra eine Service Station aufgebaut, wo man sich erfrischen, auch mit Tee und Rum, und ausruhen konnte. Die Stadt mit seinen etwa 100.000 Einwohnern ist sauber, aber nach unseren Begriffen ländlich. Bei 10°C zeigt sich die Bevölkerung sommerlich gekleidet. Im Museum sehen wir, wie man früher in alten, kleinen Gebäuden wohnen mußte. Man hatte dort noch vorhandene Gebäude wieder aufgebaut. 23 Uhr verläßt unser Schiff bei goldener Mitternachtssonne den Hafen. Die Fotoapparate klicken. Ein schöner, malerischer Abschied.

9.7.04 ISAFJÖDUR/Island - Westlichster Ort an der Dänemarkstraße gegenüber Grönland. Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir in den Fjord nahe des Polarkreises ein. Der kleine Ort lebt fast nur vom Fischfang, aber man hat für Skifahrer während der dauernden Dunkelheit im Winter Beleuchtungen aufgestellt, so daß dort auch während dieser Zeit Fremdenverkehr herrschen könnte. Wir haben den Ausflug nach Bolungarvik gebucht und kommen zu alten Fischerhütten. Ein Fischer in früherer Originalkleidung erklärt uns, wie man hier nur vom Fischfang lebt, denn die Gewässer sind sehr fischreich. Hier wird auch der Eishai gefangen. Dieser Fisch hat kein Organ (Niere) zum Gift ausscheiden und speichert Gifte zwangsläufig im Körper. Er ist somit ungenießbar. Damit das giftige Ammoniak verschwindet, schneidet man ihn in Stücke, gräbt ihn etwa 2 Monate in Kisten verpackt ein, weil er fürchterlich nach Urin stinkt. Anschließend wird er 6 Monate an der Luft getrocknet, um dann verzehrt zu werden. Diese örtliche Spezialität Hakarl bot man uns dann beim Besuch des Fischereimuseums an. Auf Zahnstochern wurden kleine Stückchen serviert. Beißender Geschmack. Nase zu, runter geschluckt, nichts für unseren Gaumen. Uns Mutigen kredenzte man sofort einen feurigen, isländischen Schnaps. Der verhalf uns wieder zum Durchatmen. Andere Fischarten schmeckten hervorragend. Kabeljau trocknet an der Luft (Klippfisch) zum Export.

10.7.04 AKUREYRI/Island ist die nördlichste Stadt mit 15000 Einwohnern, 100 km unterhalb des nördlichen Polarkreises. Da sieht man auch, was sonst in ganz Island fehlt, Bäume! Sogar einen botanischen Garten hat man hier. Es herrscht hier ein milderes, landwirtschaftliches Klima. Wir fahren zum Godafoss – Wasserfall. Auf dem Weg dahin streikt unser Bus. Nach 40 Minuten ist ein neuer Bus da und bringt uns zum Wasserfall. Dort ist kahle Landschaft. Die Nebel de Wasserfalls lassen etwas Grünes wachsen. Ich sehe eine 30 cm hohe blühende Birke. Sie wird nicht größer hier! Weiterfahrt zum Laufasmuseum. Das ist ein alter Bauernhof, dessen Gebäude ringsherum zum Schutz mit dicken Torfsoden bedeckt sind und so richtig in die Landschaft rein gewachsen sind. Es ist zwar dunkel darin, aber warm. Da lebte die Familie mit ihrem Vieh. Hier stöhnte man über eine anhaltende Trockenheit. Das kannte man hier sonst überhaupt nicht.

11.7.04 Auf See, wir fahren im dichten Nebel, die Sonne hat sich versteckt. Um 11.30 Uhr gibt sich Neptun mit seinem Gefolge die Ehre, an uns die Polartaufe vorzunehmen. Kapitän Damaschke hielt eine Rede und informiert uns, daß wir heute einen Eisberg begegnen werden. Die bunt gekleideten Helfer Neptuns kommen, verlangen Mund auf, Kopf in den Nacken, ein Heringsfilet wird in den Mund geführt, man schluckt es hinunter und schon gießt der nächste Gehilfe Neptuns Schnaps aus der Flasche direkt in den Mund. Wir sitzen im Konzert im Belvedere Club, als wir durch die Fenster den Eisberg erkennen. Alle strömen an Deck, die Brücke informiert uns, daß das größte Stück eine Fläche von etwa 1400qm mißt. Unsere erhaltenen Parkas haben jetzt Premiere.

12.7.04 Wir passieren die Insel JAN MAIEN. Wir haben auf die Felsen einen guten Blick. Sie ist unbewohnt.

13.7.04 SPITZBERGEN. NY-ALESUND – Wir ankern auf Reede und benutzen gleich das erste Boot, um an Land zu kommen. Vor 14 Jahren waren wir hier und stellen fest, es hat sich viel verändert. Die Straßen wurden hoch gelegt und befestigt. Gebaut wurde auch viel. Wir laufen durch den kleinen Ort. Es arbeiten hier mehrere Forschungsinstitute. Plötzlich verschwindet die Sonne. So schnell ändert sich hier das Wetter. 12 Uhr legen wir ab, wir fahren in Richtung Norden in den Kreuzfjord, der sich in 2 Arme teilt, den Lilljehookfjord und den Möllerfjord. Hier fahren wir bis zum Möllerhafen. Dort hat Hapag-Lloyd eine Schutzhütte erstellt. Die wollen wir am Abend besuchen. Dazu bringen unsere Zodiaks jetzt Stege hin, um bequem an Land zu gehen. Zu dieser Zeit ankert dort das Schwesterschiff „Hanseatic“. Deren Gäste reisten mit Zodiaks an und gingen beschwerlich an Land. (Die Hanseatic hat auch ihre Route geändert, denn die geplante Nord-Ost Passage machte zuviel Eis unmöglich.) Wir fahren in den Lilljehookfjord mit seinem großen Gletscher. Im Zodiaks steigen wir ein, um dicht am Gletscher zu sein. Plötzlich streikt unser Bootsmotor. Per Funk kommt ein anderer Zodiak, macht bei uns fest und auf hoher See steigen wir um. Nun sehen wir den Gletscher aus nächster Nähe. An Bord zurück sehen wir durch unser Fenster, wie 2 Zodiaks treibende Eisblöcke wegschieben, um eine Kollision mit unserem ankernden Schiff zu verhindern. 20.15 Uhr beginnt das Ausbooten, denn wir feiern Party in der nördlichsten Bar der Welt, nämlich an der Schutzhütte im Möllerhafen. Bequem legt der Tender am Landungssteg an. Die Bordkapelle spielt, Lagerfeuer brennen. In Natureis gekühlte Getränke erwarten uns. Sitzen können wir auf Bänken. Aber zuvor wird die Schutzhütte besucht. Es gehen vielleicht 5 Personen rein. Dort läßt jeder Besucher Notverpflegung zurück. Natürlich in Dosen, sonst holen sich die Eisbären das Eßbare. 2 Jäger mit Gewehren stehen am Rande unseres Festes und passen auf, daß nicht plötzlich Eisbären zu uns kommen. Wir haben bald genug erlebt und fahren zurück an Bord. Zum Schluß wurde fein säuberlich aufgeräumt, kein „Strohhalm“ blieb zurück, er würde nicht verrotten
14.7.04 Unser Ziel ist die Packeisgrenze. Sie war nicht mehr da, wo sie vermutet wurde. Also fuhren wir weiter und weiter. Endlich waren wir da und sahen das viele Treibeis. Wir sind etwa 1000 km vorm Nordpol. Das Schiff fährt zurück nach FAIRHAVEN. Wieder fahren wir mit Zodiaks nahe an die Gletscher heran. Plötzlich funkt die Brücke uns an, ein Eisbär ist neben uns auf einer Insel. Bald sehen wir ihn. An Bord erfahre ich dann vom Staffkapitän Losinger, daß er seit 29 Jahren nach Spitzbergen kommt, aber jetzt zum erstenmal einen Eisbären vom Schiff aus sieht. Ich wundere mich, daß ich keine E-mails bekomme, obgleich ich genug versende. Was ist los? Wir sind in einem Funkloch!

15.7.04 BARENTBURG und LONGYEARBYEN sind unser heutiges Ziel. Schon beim Frühstück sehen wir das viele Treibeis. Dann kommt die Durchsage der Brücke, daß eine Einfahrt dadurch in den Fjord unmöglich ist. Die Route wird geändert, es geht zurück nach Norwegen zum Nordkap. Plötzlich haben wir wieder Funkkontakt, ich erhalte E-mails. Wir haben nun einen Ruhetag und genießen den.

17.7.04 TROMSÖ in Norwegen ist unser heutiger Hafen. Wir kennen die Stadt, wir waren schon mehrmals hier und besuchen zu Fuß den Ort. Er ist immer wieder schön anzusehen.
19.7.04 HELLESYLT am GEIRANGER FJORD in Norwegen haben wir auch schon oft besucht. Trotzdem ist es immer wieder schön, von Bord aus die Landschaft zu genießen, zum Beispiel die Berge und vielen Wasserfälle zu sehen.
20.7.04 BERGEN/NORWEGEN ist der letzte Hafen. Wir gehen durch den Ort und sehen gern wieder den Fischmarkt mit bunten Angebot. Schade, daß man keinen Fisch mit heim nehmen kann. Es dauert die Fahrt noch zu lange. Heute ist der Abschiedsabend mit Versteigerung der Seekarte unserer Reise. Kapitän und Besatzung nehmen Abschied. Es war eine schöne Reise, es lohnt sich wieder zu kommen. Lange wird gemeinsam gesungen und gefeiert.
21.7.04 Im Lido Café gibt es heute bayrische Schmankerl mit Freibier und Schnaps.

Das kommt immer gut an. Um 18 Uhr sind wir auf der Reede von HELGOLAND und werden an Land gebracht. Das war ein unplanmäßiger Aufenthalt in herrlicher Abendsonne.
22.7.04 Pünktlich sind wir in HAMBURG am Grasbrookterminal zur Ausschiffung. Unser Sohn mit Frau ist gekommen und holen uns ab. Schweren Herzens nehmen wir Abschied vom Kapitän Damaschke und der Europa.